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Die Leichtigkeit des Sprachblechs

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Kuckuck, Bundesnetzagentur! Du bist also die “Wurzelbehörde nach dem Signaturgesetz”, wie es auf Deiner elektronischen Seite im weltweiten Netzwerk für Rechner heißt, und zeichnest verantwortlich als “selbständige Bundesoberbehörde” immerhin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie für gar nicht so unwichtige Versorgungsgeschäftsbereiche wie “Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen”. Und Du bietest uns, dem einfachen Volk, eine Kommunikation in drei Varianten: Deutsch, Gebärdensprache und “Leichte Sprache”. Das klingt interessant!

Und das erinnert mich gleich an die Sesamstraße und das Lernspiel “Eins von diesen Dingen ist anders als die anderen”, welches vom gleichnamigen Song von Joe Raposo, Jon Stone und Bruce Hart flankiert war. Du verstehst, Bundesnetzagentur? Ein Lied für eine Kindersendung! Darin ein Ratespiel! Meist zeigte jemand eine Tafel mit vier Dingen! Die jungen Zuschauer mussten erkennen, welches davon nicht zu den drei anderen passte. Beispiel: Apfel, Birne, Zitrone, Bockwurst. Nun, Bundesnetzwerkagentur, was isses? Zu schwer? Vielleicht bist Du eine Behörde, die besser mit Bildern versteht. Also, hier auf dem Foto zeigt “Susan” in ihrer feschen Uniform eine Tafel mit vier Zeichen. Eines ist keine Zahl. Es ist ein Buchstabe. Er fängt mit W an. Hast Du’s, Bundesnetzagentur?! Lassen wir das.

 

Wo Du doch so schwierige Sachen machst, Bundesnetzagentur, zeigst Du auf Deiner Weltcomputerseite zur besseren Vorstellungskraft und zum leichten Verständnis in der Bildergalerie als Fotos für die Presse neben diversen Köpfen Deiner Leitung gleich dreimal Dein schmuckes Gebäude und viermal Deine Wahnsinns Messtation (hier in Szene gesetzt). Ach, wärest Du doch bei Symbolen geblieben. Nun möchtest Du also in “leichter Sprache” erklären lassen, wie wir mit Dir “Netze zukunftssicher gestalten”. Verstanden! Dir geht es vor allem “um Stromnetz-Ausbau”. Was ist das? “Zum Stromnetz gehören Leitungen”, schiebst Du gleich hinterher. Puh, gerafft, noch mal so eben gut gegangen. Die Leitungen leiten Strom, der durch sie durch fließt. Aha! Den Strom verbrauchen “Fabriken, Haushalte oder auch die Eisenbahn”. Moment, nicht so schnell! Konzentrieren wir uns auf die Haushalte. Das sind Häuser. In denen leben wir alle und verbrauchen Strom, beispielsweise für Licht. Elektrisches Licht. Den Strom gemacht haben bisher liebe Werke aus Kohle oder Atomkraft. Jetzt wollen das auch Windräder und Sonnenzellen schaffen. Diese Bösewichte! Denn: “Das Stromnetz muss darum umgebaut werden”, schimpft die Bundesnetzwerkagentur und verweist darauf, dass “viele sagen, dass man dafür neue Leitungen braucht”.

Nicht “der Besitzer vom Stromnetz” (sic!) noch die Regierung würden darüber entscheiden, wo die neuen Leitungen hinkommen. Sondern? “Sondern alle können dabei mitreden.” Na, das wird aber ein Durcheinander! Deshalb soll jeder über die Internetzseite der Bundesnetzwerkagentur mitmachen. Schließlich: “Vieles ist sehr schwierig zu verstehen, wenn man kein Fachmann ist.” Sie und ich, wir alle können auch anrufen. Und das Tolle: “Ein Anruf kostet kein Geld.” Und die Warteschlange ist vermutlich kurz. Immerhin. Dass wir bei dem Tempo allerdings ein zukunftsfähiges Stromnetz bekommen, ist so sicher wie der Sieg der Schnecke beim Hunderennen. Alles klar, Bundesnetzwerkagentur?! Denn Du sollst ja seit dem vergangenen Jahr den “Netzentwicklungsplan” mit entwickeln. Der soll den “Ausbaubedarf im Höchstspannungsnetz” aufzeigen. Wobei Du, Bundesnetzwerkagentur, “mit effizienten Planungs- und Genehmigungsverfahren für eine beschleunigte
Umsetzung” sorgen sollst. Und da, lieber Präsident Jochen Homann und liebe Vizepräsidentin Dr. Iris Henseler-Unger von der Bundesnetzwerkagentur, zeige ich Euch beiden mal im Bild, um Eurer Glaubwürdigkeit hinsichtlich Schnelligkeit und der Folgsamkeit auch der Begriffsstutzigsten unter meiner Leserschaft hier ein Denkmal zu setzen. Wetten, Graf Zahl aus der Sesamstraße ist flotter! “Tschö mit ö!”, wenn Du verstehst, was ich meine.

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